Das Konzept

Die Projektidee

Laut UN-Kinderrechtskonvention sollen Kinder und Jugendliche in allen Belangen, die sie betreffen, mitbestimmen können. Diese Möglichkeit wollen wir den jungen Menschen in Thüringen einräumen. Die Idee des Thüringer Kindergipfels basiert auf der Grundlage der UN-Kinderrechtskonvention, die eben diese Mitspracherechte von Kindern und Jugendlichen in Bezug auf ihre konkrete Lebensumwelt bestärkt und den Interessen und Wünschen der Kinder von heute eine besondere zukunftsweisende Bedeutung zukommen lässt.

Das Land Thüringen verfügt über einzelne lokale Beteiligungsplattformen von Kindern, zum Beispiel Kinder- und Jugendparlamente, Ausschüsse oder andere Initiativen. Mit dem Thüringer Kindergipfel möchte die Naturfreundejugend Thüringen diese lokalen Aktivitäten vernetzen und besonders den Akteuren, also den motivierten und engagierten Kindern und Jugendlichen, eine landesweite Plattform für ihre Interessen und Anliegen ermöglichen. Darüber hinaus sollen insbesondere Kinder aus Thüringen erreicht werden, die sich noch nicht in Initiativen zusammengefunden haben.

Beim Thüringer Kindergipfel sollen Kinder die Möglichkeit bekommen, ihrer für das Land wichtigen Meinung eine Stimme zu geben und sich mit anderen Engagierten auszutauschen, sich geballt für ihre und andere Interessen einzusetzen.

Während der gemeinsamen Arbeit der Kinder steht das Ziel im Mittelpunkt, ihre Lebenswirklichkeit ein Stück weit zu verbessern und drängende aktuelle Probleme zu thematisieren. Dies findet im gemeinsamen Dialog mit Entscheidungsträger*innen aus Politik und Verwaltung statt und ebnet den Weg hin zu einem zukunftsweisenden und kinderfreundlichen Land Thüringen.

Die Ziele

Kindergipfel als Prozess: Vorbereitung durch den Kinderrat

Der Kinderrat bereitet prozesshaft den Kindergipfel vor und überprüft den Zukunftsvertrag aus dem Jahr 2019. Der Kinderrat besteht aus etwa 12 bis 15 Kindern, die sich entweder bereits in lokalen Initiativen oder Gruppen in Thüringen engagieren oder noch strukturungebunden sind.

Durch die Arbeit des Kinderrats, der die Themen der Workshops sowie die kindgerechte Gestaltung des Rahmenprogramms mitentwickelt, vernetzen sich im ersten Schritt die aktiven Kinder in Thüringen. Ein erster Kontakt zwischen den Kindern entsteht. Die Kinder und Jugendlichen treffen sich erstmals im Sommer 2022 für sechs Tage. Ein zweites Treffen ist eine Woche vor dem Kindergipfel angesetzt.

Wichtige Impulse, die aus der lokalen Arbeit vor Ort kommen, können in den Kindergipfelprozess einfließen. Ein gemeinsamer Erfahrungsaustausch über die Erfolge, aber auch die Schwierigkeiten des Einzelnen kann dazu führen, dass durch andere Ideen ein womöglich stockender Prozess wieder in Gang kommen kann. Die Arbeit an einem gemeinsamen Projekt bestärkt für die Kinder die Erlebbarkeit von Beteiligung. Denn Kinder sind oftmals die besten Expert*innen ihrer eigenen Anliegen. Durch die Einbeziehung des Kinderrats werden auch die Kinderinteressen besonders auf dem Kindergipfel schon im Vorfeld gewahrt. Denn der Bezug zu aktuellen Problemstellungen und drängenden Anliegen der Thüringer Kinder ist besonders wichtig für den Kindergipfel.

Kindergipfel als Plattform der Kinderinteressen: Arbeit in den Workshops

Auf dem Kindergipfel selbst treffen etwa 100 Kinder aus ganz Thüringen zusammen. Sie arbeiten in Workshops an ihren Vorstellungen für eine lebenswerte Zukunft und setzen sich mit den Ideen von anderen, die im gleichen Alter sind, im Rahmen der selbst gewählten Inhalte auseinander. Die Ergebnisse des letzten Zukunftsvertrags fließen hier mit ein. Dabei geht es vor allem um Zukunftsthemen, die für die Verbesserung der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen aus ihrer Sicht besonders wichtig sind. Zum Beispiel könnte ein Workshop zum Thema Umweltschutz und Klimawandel, Bildungsgerechtigkeit oder Grüne Mobilität sein. Doch die Kinder sind in den Workshops nicht allein gelassen – auch wenn hier besonders das Motto zählt: „Kinder reden – Erwachsene hören zu.“ Zu ihrer fachlichen Unterstützung ist im einzelnen Workshop mindestens ein*e Expert*in dabei, der sich im Themenbereich besonders gut auskennt und ein*e erfahrene*r Moderator*in, welche die Kindermoderator*innen unterstützt. Die Arbeit in Workshops bedeutet für die Kinder auch, dass sie ihr vorhandenes Wissen vertiefen können. Allerdings nicht auf schulische Art, sondern angewandt, praktisch und erlebbar. Ganz nebenbei erlernen sie zukunftsweisende Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Argumentation und Diskussion, Auseinandersetzung mit anderen Ansichten und Konsensbildung. Unterstützt werden die Kinder von Kindermoderator*innen. Die Kindermoderator*innen sind die Kinder, die den Kinderrat bilden. Sie achten besonders darauf, dass die erwachsenen Expert*innen und Politiker*innen – auch wenn sie es womöglich gut meinen – keine langen Vorträge halten, sondern sich nur dann beteiligen, wenn sie gefragt werden.

Ergebnisse der Workshops sollen je drei Forderungen und drei Selbstverpflichtungen sein. Die Forderungen haben die Aufgabe, aus dem Diskussionsstand des Workshops zukunftsweisende Forderungen an die Politik und an Entscheidungsträger*innen abzuleiten. Damit daraus kein einseitiger Forderungskatalog wird, sind die Selbstverpflichtungen der Kinder ganz wichtig. Damit stellen sie klar, dass auch sie bereit sind, ihren Teil dazu beizutragen, dass das Ziel ihrer Forderungen erreicht werden kann und zukunftsorientiert fortbestehen kann.

Kindergipfel mit Wirkung nach außen: Übergabe des Zukunftsvertrags

Der Zukunftsvertrag ist das greifbare und handfeste Kernstück des Kindergipfels. In ihm werden die Forderungen und Selbstverpflichtungen aller sechs Workshops zusammengefasst. Damit nicht nur Kinder aus den jeweiligen Workshops mit den Forderungen und Selbstverpflichtungen einverstanden sind, ist das Plenum (bestehend aus allen Kindern) ein sehr wichtiger demokratischer Bestandteil des Kindergipfels. Hier sind alle Kinder gefragt die verschiedenen Ergebnisse zu diskutieren und abzurunden. Die Übergabe des Zukunftsvertrags erfolgt dann in direktem persönlichem Kontakt zu Entscheidungsträger*innen aus Politik und Verwaltung. Kindergipfelteilnehmer*innen berichten aus ihren Workshops und stellen ihre Anliegen persönlich vor. Die Interessen von Kindern bekommen damit ein Gesicht. Ganz nebenbei können die Kinder Berührungsängsten gegenüber den Entscheider*innen abbauen. Und die Politiker*innen können sich in direkter Auseinandersetzung mit den Kindern über die Interessen aus der Lebenswelt der Kinder informieren. Auf diesem Weg sollen somit die Anliegen der Kinder, die selbst Bürger*innen ohne Wahlrecht sind, ins Bewusstsein der Politik gerufen werden.

Das erwartete Medieninteresse bewirkt zum einen die Selbstbestätigung für die Kinder in ihrem persönlichen Engagement für andere. Zum anderen fördert eine öffentlichkeitswirksame Darstellung der Interessen der Kinder Auswirkungen über den Einzelnen hinaus: Der Kindergipfel macht das Zukunftsthema „Kinderinteresse an einer anderen Welt“ zu einem gesellschaftlich breit diskutierten Thema. Neue Impulse in die Zivilgesellschaft können entstehen.

Der Kindergipfel Thüringen versteht sich auch als eine Art Initiativveranstaltung: Er kann Anregungen bieten – auch über den Teilnehmer*innenkreis hinaus. Und er bietet ein öffentliches Beispiel für die Ernsthaftigkeit der Anliegen von Kindern. Die Teilnehmenden selbst sollen in Kontakt mit der Presse treten und die Möglichkeit bekommen, Interviews zu geben.

Kindergipfel mit Wirkung in die Zukunft: Überprüfung

Der Kindergipfel Thüringen ist angelegt im zweijährlichen Rhythmus, um die Breiten- und Tiefenwirkung der Anregungen zu überprüfen und in einen neuen Prozess aufzunehmen. Direkt im Anschluss an den Kindergipfel wird der dort erstellte Zukunftsvertrag an die Landes- und Thüringer Bundespolitiker*innen verschickt mit der Bitte um eine persönliche Stellungnahme und einen Bericht über die Berücksichtigung der Kinderinteressen, die im Zukunftsvertrag formuliert wurden.

Somit erfolgt eine praktische Überprüfung des Einflusses der Forderungen in die Entscheidungsstellen der Politik. Natürlich soll auch überprüft werden, ob die Selbstverpflichtungen bei den Kindern eingehalten wurden.

Kindergipfel als Beispiel: Evaluation

Der Kindergipfel als Prozess und als Zielerreichungsinstrument zur Thematisierung von Kinderinteressen in Thüringen soll im Rahmen einer Evaluation und Dokumentation im Sinne einer best-practise-Auswertung überprüft werden. Diese Evaluation wird Interessierten und Engagierten im Bereich der Kinderbeteiligung zugänglich gemacht werden und soll für eine weitere Breitenwirkung sorgen.